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Meldung

Von der KI-Ethik-Richtlinie in die Praxis – wie gelingt der Transfer?

Zahlreiche Unternehmen haben mittlerweile ethische Richtlinien für die Entwicklung von KI-Systemen aufgestellt. Oft hapert es jedoch an der Übersetzung theoretischer Ethik-Prinzipien in die konkrete Praxis. Das neue Input-Papier zur zweiten Veranstaltung der Roundtable-Reihe ethische KI-Entwicklung (RTeKI) skizziert Herausforderungen und Lösungsideen für eine verantwortungsvolle KI-Gestaltung.

Um ethische Aspekte in der KI-Entwicklung zu berücksichtigen, hilft als erster Schritt die Festlegung klarer Prinzipien. Viele softwareentwickelnde Unternehmen haben solche mittlerweile festgelegt und teilen sie als Richtlinien mit ihrer Belegschaft und der interessierten Öffentlichkeit. Ethische KI-Richtlinien entfalten ihre Wirkung allerdings erst, wenn sie auch tatsächlich angewandt werden. In ihrem Input-Papier zum zweiten Roundtable des Projekts RTeKI zeigen Julia Meisner und Linda Schwarz (beide Gesellschaft für Informatik e.V.) auf, wie das gelingen kann und was für eine erfolgreiche Etablierung von ethischen Werten in der KI-Entwicklung dienlich ist.

Projektleiterin Julia Meisner: „Damit Ethik-Richtlinien den Anschein eines Marketinginstruments verlieren und tatsächlich wirksam werden, müssen softwareentwickelnde Unternehmen sie in konkrete praktische Prozesse übersetzen, Verantwortlichkeiten festlegen und Raum für den Austausch über Ethik in der KI-Entwicklung schaffen, an dem sowohl die ganze Belegschaft als auch die Nutzer*innen der entwickelten KI-Anwendungen teilhaben können.“

Das Input-Papier stellt den zentralen Hürden bei der praktischen Implementierung von Ethik-Richtlinien einige Lösungsideen gegenüber: Unter anderem müssen abstrakte Prinzipien in konkrete Systemanforderungen überführt werden. Zudem sollte an jeder Entwicklungsstufe geprüft werden, ob das System die Anforderungen erfüllt. Notwendig hierfür sind geeignete Assessmentverfahren, messbare Prüfkriterien und klar geregelte Verantwortlichkeiten. Zentral ist weiterhin, Ethik als sozialen Aushandlungsprozess zu verstehen und Mitarbeitende und Stakeholder eines softwareentwickelnden Unternehmens für die Bedeutung von Ethik in der KI-Entwicklung und der damit verbundenen Vorteile zu sensibilisieren. Austauschformate sollten alle Beteiligten dazu einladen, über Ethik zu diskutieren und sich auf eine geteilte Auffassung unternehmensinterner ethischer Werte zu verständigen. Ethik, so schätzen die Autorinnen, wird somit weniger als ein Faktor wahrgenommen, der innovative KI-Entwicklung behindert. Viel mehr fühlen sich Mitarbeitende softwareentwickelnder Unternehmen in ihrer individuellen Verantwortung angesprochen und lernen, wie sie ethische Werte als essenziellen Bestandteil ihrer Arbeit berücksichtigen können.

Das ausgearbeitete Input-Papier ist ab sofort hier zum Download verfügbar.

Über RTeKI

Die gemeinsam von der Stiftung Mercator und der Gesellschaft für Informatik e.V. realisierte Roundtable-Reihe ethische KI-Entwicklung (RTeKI) schafft einen Austauschraum für KI-Entscheider*innen aus Management, IT und Compliance, um gezielt über hilfreiche Maßnahmen in der Umsetzung von Ethik-Richtlinien zu diskutieren und voneinander zu lernen. Statt eine weitere Leitlinie zu entwickeln, werden Best Practices zur Implementierung wichtiger Bestandteile bestehender Richtlinien gesammelt, aufbereitet und in die Breite getragen. Die Reihe umfasst sieben Veranstaltungen im AI Campus Berlin und läuft bis Ende 2023. 

Weitere Informationen unter: roundtable-ki.gi.de